Wie alles begann

Eine Idee wird geboren:
Die Vision von Elke und Rainer Weber für Kleinkunst in Detmold

Geboren wurde die Idee, die ohnehin reiche Palette an kulturellen Angeboten in Detmold noch um einen weiteren Farbtupfer zu erweitern, vor bald 40 Jahren von Elke und Rainer Weber im Jahre 1987. Gedacht war an eine „Kleinkunst-Veranstaltungsreihe“ mit Chansons, Kabarett, Liedern, Jazz, Rezitationen, Pantomime, Chormusik, Zauberkunststücken bis hin zu Jazz-Darbietungen. Eben keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zum bestehenden Kulturangebot in der Residenzstadt.

Beide, Elke Weber als in Aachen, Saarbrücken, Heidelberg und vor allem in Detmold engagierte Sängerin, und Rainer Weber als Professor für Liedbegleitung an der Hochschule für Musik in Detmold, hatten vielfältige Berührungspunkte zum Detmolder Kulturleben. Doch wo ließ sich die Idee, Kleinkunst in dem besonderen Ambiente eines „Wiener Caféhauses“ zu präsentieren, verwirklichen?

Der richtige Raum

Prof. Weber probte zu der Zeit als Chorleiter des Lipperland-Chores im Kreissaal des Kreises Lippe – von der Größe und dem Zuschnitt her ein idealer Raum, wenn er denn für eine solche Kleinkunstreihe genutzt werden könnte. Der damalige Oberkreisdirektor Udo Haase ließ sich sofort begeistern, den „Bürokratenbau“ über die gelegentlichen Kunstausstellungen im Kreishaus hinaus auch zu einem „Musentempel“ umzufunktionieren. Er stimmte zu, dass der Sitzungssaal jeweils von dem schweren Politikergestühl befreit und mit anmutigen Bistrotischen, Kerzenlicht und Gläsern für Getränke bestückt wurde.

Ferner wurde als besonderer Rahmen vor den Veranstaltungen ein Aperitif und in der Pause schmackhafte und hübsch verzierte Canapées gereicht. Beides sollte dazu beitragen, das lockere Gespräch unter den Gästen zu fördern und die Veranstaltungen stilvoll zu umrahmen.

Der Kreis zieht mit

Anfangs wurden die Getränke noch direkt an den Tischen offeriert, wobei vom OKD Haase – nun in privater Funktion – und allen sonstigen Gründungsmitgliedern bis zu Bediensteten des Kreises „gekellnert“ wurde.

Was wäre die Reihe Kunst im Kreishaus ohne ihre vielen ehrenamtlichen Helfer, dem engagierten Vorstand, aber vor allem auch ohne die Unterstützung durch den Kreis? Ohne ein eingespieltes Team und Umsichtigkeit hätte es sicher schon manche unangenehme Panne gegeben.

Lipp. Landeszeitung (3.9.1987)

Von links: , Frank Schäfer (vorne), Rolf-Erich Wandhoff (hinten), Prof. Rainer Weber (vorne), Christine Eisert, Elke Weber, Dr. Udo Haase (vorne), Dr. Wolfgang Brauße (hinten).

Viel Eigeninitiative

Doch einiges andere hat sich im Rückblick verändert: Anfangs bangte man um den Kartenumsatz, der im Wesentlichen über vier Buchhandlungen in Detmold, Lemgo und Blomberg ging. Rührig hängten die sieben Gründungsmitglieder des Förderkreises Kunst im Kreishaus die Plakate selbst auf, warben im Bekanntenkreis eifrig um Interessenten und räumten den Sitzungssaal selbst ein und aus.

Auch halfen sie beim Anbieten der Häppchen, wuschen die Gläser ab. So waren neben dem Ehepaar Weber und Udo Haase weitere Geburtshelfer: Christine Eisert (Blomberg), Rolf-Erich Wandhoff (Detmold) – beide noch heute aktiv dabei – und Dr. Wolfgang Brauße sowie als engagierter Geschäftsführer Frank Schäfer – letztere in ihren Funktionen beim Kreis beide mit der Kultur besonders verbunden. Seitens des Kreises wurde die Kulturreihe noch von weiteren Helfern beim Umräumen, Getränkeverkauf oder Gläserspülen unterstützt.

Auch jetzt – wo die Reihe mit über 25 Jahren mehr als „volljährig“ ist – ist dieses „Markenzeichen“ der Reihe beibehalten. So sind seit der Eröffnung des ersten Abends mit den „Montevideo-Swingers“ aus Hamburg am 23. Oktober 1987 bis heute Erika Höttger und Elisabeth Elsner noch immer treu im Service mit dabei.

Erleichterung und Stolz

Leider ist der früher häufiger gepflegte Gedankenaustausch nach der Veranstaltung in der Sesselrunde im Foyer mit dem Künstler weitgehend auf der Strecke geblieben, sofern nicht ein Jürgen Becker großzügig zu einem gesponserten Kölsch hinterher einlädt. Etliche werden noch den lockeren Plausch mit Hanns Dieter Hüsch, Robert Kreis oder Brigitte Lebaan in Erinnerung haben.

Gewiss, die Organisatoren erinnern sich stolz daran, einen Harald Schmidt, Thomas Freitag, Herbert Knebel oder Urban Priol bei sich gehabt zu haben, als sie noch nicht so bekannt (und noch erschwinglich) waren, aber auch heute noch zählt der Programmsatz, auch gerade jungen und noch nicht so bekannten Künstlern und Detmolder Interpreten bei Kunst im Kreishaus eine Plattform zu bieten.

Anfangs war man erleichtert und stolz, wenn schon bald in der Lokalpresse zu lesen war (1988): „Willie ausverkauft“ – gemeint war der Boogie-Woogie-Pianist „Little Willie Littlefield“.

Über 175 Veranstaltungen in 28 Jahren!

Inzwischen wird die Reihe Kunst im Kreishaus schon lange so gut angenommen, dass die 280 Sitzplätze nur noch über Abonnements verkauft werden und die Nachfrage dabei oftmals nicht befriedigt werden kann. Schade finden dies viele, die als Kurzentschlossene dann keine Karte mehr für einen besonders begehrten Künstler erhalten konnten. Da sich allerdings die Abos – anders als beim hiesigen Landestheater – nicht automatisch verlängern, besteht im Frühjahr jeweils die Möglichkeit, ein Abonnement für die im Oktober beginnende neue Spielzeit zu erhalten.

In 2011 musste allerdings eine Aufnahmesperre für Mitglieder vorgenommen werden, nachdem die Anzahl von 140 erreicht wurde, die jeweils ein Anrecht haben, bevorzugt Karten für zwei Personen zu erwerben. Im April 2011 wurde inzwischen mit der humor- und effektvollen Magier-Show der „Ehrlich Brothers“ die 150. Veranstaltung von Kunst im Kreishaus dargeboten. Landrat Friedel Heuwinkel stellte sich als charmanter Proband zur Verfügung, um beim Zaubertrick „Gang durch die Stahlplatte“ gekonnt mitzuwirken. Schmunzelnd wurde es damit kommentiert, er habe dabei auf ein erfolgreiches Training als jahrelanger Verwaltungschef auf die wiederholte Fähigkeit, „mit dem Kopf durch die Wand“ zu gehen, zurückgreifen können.

In der Spielzeit 2011/2012 schaut die Kleinkunstreihe nun schon auf ihr 25-jähriges Bestehen zurück, 2016/2017 das 30-jährige Jubiläum. Einige, wie Christine Eisert und Rolf-Erich Wandhoff, gestalteten dabei von Anfang an das erfolgreiche Programm mit. Auch für die nächsten Jahre sind wieder vielfältige und vielversprechende Programme angesagt. Hierfür steht der bewährte Vorstand, wie er zuletzt gewählt wurde: als Vorsitzende Elke Weber (die ursprüngliche Ideengeberin der Reihe), Jörn Planken (stv. Vorsitzender), Prof. Dr. Dietrich Lehmann (Künstlerakquise), Carmen Jansen (Finanzen), Christine Eisert, Gudrun Pohl, Eva Schlingmann und Georg Teichmann.

Foto:
Mitwirkende des Förderkreises KiK e.V. anlässlich der 100. Veranstaltung;
am Flügel Prof. Rainer Weber

Eine Erfolgsgeschichte mit Blick in die Zukunft

Mit der Reihe „Kunst im Kreishaus“ hat sich eine einzigartige kulturelle Institution etabliert, die weit über die Region hinaus Anerkennung findet. Auch in Zukunft bleibt das Ziel, das Programm durch kreative Ideen und junge Talente zu bereichern, um den besonderen Charme und die Vielfalt der Kleinkunst in Detmold zu bewahren.